Stoibers Auftritt an der Humboldt-Uni erfolgreich
blockiert
Am 8. November wollte der bayrische Ministerpräsident,
Edmund Stoiber, seine "Europa-Grundsatzrede" an der Humboldt-Universität
abhalten. Dieser hat jedoch aus Angst vor Protest seitens über 200 Studierenden
der HUB kurzfristig abgesagt.
Stoiber mußte sich in die bayrische Landesvertretung
"auf gute[s], sichere[s] Gelände" (Berliner Zeitung) zurückziehen, wo
er lediglich vor geladenen Gästen unter Ausschluß der Öffentlichkeit seine
Rede hielt.
Die Linke Liste der Humboldt-Universität begrüßt
die Protest-Aktionen der Studierenden der HUB und sieht damit eine alte
Forderung, die Universität nicht als schönen Hintergrundsort für politische
Tätigkeit instrumentalisieren zu lassen, vorläufig durch friedliche Protestformen
der Studierenden erfüllt.
Die Linke Liste setzt sich grundsätzlich für
eine offene, politische Diskussioskultur an der Universität ein.
Zugleich stellt sie aber fest, daß die Humboldt-Universität
sich in eine staatstragende Weise entwickelt, in der Politiker gern an
dieser Uni sprechen, um dadurch ihre Reden künstlich aufzuwerten.
Es ist diese Instrumentalisierung der Universität, die die Linke
Liste ablehnt, nicht die Politisierung der Uni.
Speziell im Falle Stoiber begrüßt die
Linke Liste die Blockierung seiner Rede, weil dieser spätestens seit
seinen Brandreden nach dem Rostocker Pogrom eine rassistische Programmatik
verstärkt vorantreibt. Auch seinen Schulterschluß mit Haider
und seine offene Warmherzigkeit für Berlusconi sind Anlaß für
uns, schärfere Protestmittel zu begrüßen, als welche,
die nur versuchen, kritisch mit ihm durch Dialog auseinanderzusetzen.
Stoiber lässt es aber zudem nicht zu, daß mensch sich überhaupt
kritisch mit ihm auseinandersetzen kann. Stattdessen beschimpft er beispielsweise
ProtestlerInnen als "Gesindel" (15. Oktober 2001).
Zugleich wird deutlich, daß der öffentliche Ort
der HUB nicht entpolitisiert werden kann. VertreterInnen des RCDS (Ring
christlich-demokratischer Studenten) haben schon auf der Veranstaltung
angekündigt, daß sie juristisch gegen den Protest vorgehen wollen.
Es wird erwartet, daß der RCDS versuchen wird,
eine Klage gegen angebliche "allgemeinpolitische" Aussagen der Fachschaft
Sozialwissenschaft der HUB diesbezüglich dem Verwaltungsgericht Berlin
vorzulegen. In dem über zwei Jahre alten Streit um das Politische Mandat
der Studierendenschaften ist dies ein weiterer Versuch, die Studierendschaft
der HUB politisch mundtot zu machen.
Die insgesamt zehn KlägerInnen gegen die Verfaßte
Studierendenschaft der HUB haben in den vergangenen zwei Jahren Klage
gegen zahlreiche studentische Initiativen und Projekten erhoben. Dazu
zählen Veröffentlichungen der studentischen Medien an der HUB ("Huch!,
Zeitung der studentischen Selbstverwaltung", "Unaufgefordert", die "Kleine
Anfrage" der Fachschaft Sozialwissenschaften und den "Freischüßler" des
Arbeitskreises kritischer JuristInnen an der HUB). Insgesamt sind über
35 Artikel dieser Zeitschriften somit kriminalisiert worden. Hinzu kommen
Klagen gegen zwei Aufrufe zu Demonstrationen gegen die NPD, deren Demonstrationen
an der Universität vorbeiziehen sollten, eine Veranstaltung der Hummel-Antifa,
ein Projekt der Fachschaft Medizin ""Jugendarbeit in St. Petersburg" und
viele andere studentisch organisierte, politische Initiativen.
Die Linke Liste fordert die StudentInnen der HUB
diesbezüglich auf, sich gegen diese Art von zerstörerischer Politik zu
stellen und sich für die Meinungsfreiheit der studentischen Selbstverwaltung
verstärkt einzusetzen.
Schließlich bestimmen wir alle, was an unserer
Universität passiert. "Lasst Eurer Kritik Taten folgen!"
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